Ephesos

Wer einen einzigartigen Ausflug in die Vergangenheit machen möchte, der sollte unbedingt nach Ephesos kommen. Ephesos war nämlich schon eine Weltstadt, als noch kein Mensch an Rom dachte und Athen lediglich eine ländliche Gegend war. Da Ephesos die besterhaltene antike Stadt im östlichen Mittelmeerraum ist, bietet sie immer noch einen anschaulichen Einblick in das Leben in römischer Zeit. Theater, luxuriöse Badeanlagen und eine Bibliothek veranschaulichen den Wohlstand, den die Siedlung 1000 Jahre lang genießen durfte. Heute stellt das antike Ephesos die sehenswerteste Ausgrabungsstätte der Türkei dar.

Geographie

Im Altertum war Ephesos (lat. Ephesus) in der Landschaft Ionien - in der überaus fruchtbaren Ebene des Kaystros - gelegen und gehörte dem Ionischen Bund an, welcher zwölf ionische Städte an der Westküste Kleinasiens (heute Türkei) umfasste.

Ursprünglich lag der Ort direkt am Meer, allerdings verschob sich die Küstenlinie im Laufe der Zeit aufgrund verschiedenerer Einflüsse - wie unter anderem klimatische und seismische Veränderungen - nach Westen. Deshalb befinden sich die Reste der Stadt heute mehrere Kilometer landeinwärts in der Nähe von Selçuk (nach den Selçuken benannt) - 70 km südlich von Izmir an der türkischen Westküste (Ägäis). Der türkische Name für den Ort lautet Efes.

Klima

Ephesos zeichnet sich durch ein mildes Klima im Frühjahr und Herbst aus. Von Mai bis Oktober kann es mit 30°C und mehr sehr heiß werden, die Monate von November bis April sind eher kühler. Allgemein ist die Türkische Ägäis, stärker von einem kontinentalen Klima geprägt als die anderen türkischen Mittelmeerregionen: während die Temperaturen zum Winter hin stark abfallen, steigen sie dafür im Sommer ebenso stark wieder an. Auch die stärkeren Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht (teilweise um bis zu 15°C) sind charakteristisch für diese Gegend. Dafür ist es in den Sommermonaten nahezu niederschlagsfrei. Von Juni bis Oktober herrschen angenehme Wassertemperaturen von 21-24°C.

Geschichte

Die Besiedlung der Gegend lässt sich auf das 2. Jt. v. Chr. zurückführen. Damals ließen sich Leleger und Karer auf dem Zitadellenhügel von Selçuk nieder. Den Grundstein der Stadt Ephesos legten ionische Siedler im 11. Jh. v. Chr. Dank seines Hafens und seiner günstigen Lage entwickelte sich Ephesos schnell zu einer ansehnlichen Stadt.

Der griechische Artemiskult verschmolz mit der archaischen Verehrung der anatolischen Fruchtbarkeitsgöttin Kybele, die ihren sichtbaren Ausdruck in einem riesigen Artemistempel finden sollte, mit dessen Bau im 6. Jh. v. Chr. begonnen wurde. Bis zu seiner Fertigstellung vergingen mehr als 200 Jahre.

Um 550 v. Chr. wurde die Stadt vom Lyderkönig Krösus angegriffen. Doch er verschonte den noch nicht fertiggestellten Tempel und plünderte nur die Stadt. Knapp 400 Jahre später wurde der Tempel dann aber doch zerstört, als 356 v. Chr. Herostratos das gerade vollendete Bauwerk anzündete um seinen Namen unsterblich zu machen. Als Alexander der Große 334 v. Chr. sämtliche Baukosten für den Wiederaufbau des riesigen Tempels übernehmen wollte, lehnten die stolzen Epheser das Angebot ab. Sie finanzierten den Wiederaufbau aus eigenen Mitteln.

Vermutlich ließ Lysimachos, einer der Feldherren Alexanders des Großen und Herrscher von Pergamon, ab 294 v. Chr. das Stadtgebiet, das sich bis dahin rund um den Artemistempel erstreckte, an den heutigen Standort verlegen. Außerdem wurde auf sein Verlangen hin ein neuer Hafen ausgehoben und die Stadt mit einer Schutzmauer von 9 km Länge umgeben.

133 v. Chr. fiel Ephesos an die Römer und wurde bald darauf Hauptstadt der Provinz Asia. Lange Zeit war Rom bekannt für seine hohen Steuerabgaben und dafür bei vielen Einwohnern eher unbeliebt. 88 v. Chr. kam es zum Aufstand gegen die römische Herrschaft. Trotz allem entwickelte sich die Stadt unter Rom zu einer blühenden Metropole mit mehr als 250.00 Einwohnern, was für damalige Verhältnisse fast unvorstellbar war. Auch die meisten ausgegrabenen Sehenswürdigkeiten stammen aus dieser Zeit.

262 n. Chr. verwüsteten die Goten die Stadt und den majestätischen Tempel. Der Wiederaufbau fiel bescheiden aus. Als der Hafen versandete und andere Handelsplätze Ephesos den Rang ab liefen, war der Niedergang der Stadt nicht mehr abzuwenden. Im 7. Jh wurde die Siedlung in der Ebene aufgegeben. Man zog sich auf den nahe gelegenen Zitadellenhügel (von Seldçuk) zurück.

1866 entdeckte der Engländer J.T. Wood das Artemision und begann zu graben. Diese Ausgrabung und weitere im Jahre 1922 brachten Ephesos zurück ans Tageslicht.

Heute

Auch wenn heute vieles in Trümmern liegt, konnte nur an wenigen Orten der Welt eine derart intakte Stadtanlage ausgegraben werden. Sie wird in Spitzenzeiten von bis zu 15.000 Touristen täglich besucht. Ephesos gehört somit zu den großen Attraktionen der Türkei. Es werden organisierte Ausflüge angeboten, die auch sehr viele Touristen wahrnehmen. Wer länger bleibt übernachtet in der Regel im benachbarten Selçuk. Die meisten Ruinen, die heute zu sehen sind, stammen aus der römischen Periode zwischen dem 1. Jh. v.Chr. und dem 2. Jh. n.Chr. Österreichische Archäologen sind nach wie vor in Ephesos tätig.

Highlights

Ephesos ist heute ein imposantes Ausgrabungsgelände. Es gibt vieles zu sehen, darunter Theater, Arkadiane, Untere Agora, Celsius-Bibliothek, Kuretenstraße, Obere Agora (auch „Staatsagora“), Prytaneion - ein Versammlungshaus, Hadrianstempel, Thermen der Scholastika, sog. Hanghäuser, Artemision, Trajansbrunnen, Heraklidentor und vieles mehr. Alle Sehenswürdigkeiten können in einem Rundgang besichtigt werden.

Die Arkadiade oder auch Hafenstraße ist eine über 500 m lange Prunkstraße, die vom Theater zum Hafen führte und heute im Gestrüpp endet. Sie wurde unter Kaiser Arcadius, dem sie auch ihren Namen zu verdanken hat, 400 n. Chr. renoviert. Daraufhin war sie auf ihrer ganzen Länge beidseitig von Säulen und Arkaden umgeben - hinter denen Geschäfte lagen - mit Marmor ausgelegt und laut einer Inschrift war sie sogar schon nachts beleuchtet. Sie befindet sich in hervorragenden Zustand. Der Belag wurde rekonstruiert und viele Säulen wurden wieder aufgestellt. Zum Schutze vor den Menschenmassen darf  allerdings auf der Arkadiane nicht mehr herumspaziert werden.

Auch das große Theater kann sich mehr als sehen lassen. Es ist wirkungsvoll an den Hang gebaut und bot 24.000 Zuschauern Platz. Im Sommer finden hier heutzutage oft Pop- und Klassikkonzerte statt. Der ursprünglich hellenistische Bau ist aus der Zeit um 270 v. Chr. Sein heutiges Aussehen verdankt er den Umbaumaßnahmen zwischen 41 und 117 n. Chr. unter den Römern. Der Durchmesser des Theaters beträgt 130 m, seine Höhe 38 m, die 66 Sitzreihen sind in drei Ränge unterteilt. Die Sitzreihen werden nach oben hin immer steiler, damit auch die Zuschauer auf den oberen Plätzen gut sehen und hören konnten. Vom ursprünglich dreistöckigen Bühnengebäude (18m) stehen noch die Mauern des ersten Stockwerks, davor die zahlreichen Säulen der Orchestra. Besonders beeindruckend sind die Akustik und der Blick auf die Arkadiane bis zum verlandeten Hafen.

Celsiusbibliothek

Die Celsiusbibliothek wurde zum Gedenken an Celsus Ptolemaenus - der Anfang des 2. Jh. n. Chr. Statthalter der Provinz Kleinasien war - erbaut. Er wurde hinter einer Wand der Bibliothek beerdigt. Sie ist zweistöckig und hatte in der oberen Etage eine umlaufende Galerie. Einst verfügte die Bibliothek über 12.000 Schriftrollen, die in Wandnischen untergebracht waren. Die Bibliothek gehörte ursprünglich zu einem ganzen Komplex. Da die österreichischen Archäologen 850 Originalbausteine fanden, gelang ihnen eine vollständige Rekonstruktion der Fassade. Sie brauchten dafür ab dem Jahre 1970 acht Jahre Bauzeit. Sogar die Statuen stehen wieder an ihren ursprünglichen Plätzen in den Nischen der Fassade; sie verkörpern von links nach rechts Bildung, Rechtschaffenheit, Tugend und Weisheit. Im Inneren der Bibliothek befinden sich informative Schautafeln. Von der Celsusbibliothek führt die Kuretenstraße – die nach den Priestern benannt wurde, die das heilige Feuer im Prytaneion an der Staatsagora hüteten - zur oberen Agora. Einst wurde sie von Arkaden gesäumt, während vor den angrenzenden öffentlichen Bauten Mosaike glänzten.

Wenn man der Kuretenstraße folgt, kann man linker Hand den imposanten, weitgehend rekonstruierten Hadriantempel (130 n. Chr.) im korinthischen Stil erblicken. Die Vorhalle ist mit prächtigen Friesen und einem Medusenhaupt geschmückt, das die bösen Geister abschrecken sollte. Der Tempel wurde 118 n. Chr. Hadrian, Artemis und den Bewohnern von Ephesos geweiht. Daneben liegen die Ruinen der mehrgeschossigen Thermen der Scholastika. Sie boten bis zu 1.000 Besuchern Platz. Außerdem gab es auch eine Bibliothek und Vergnügungsräume. Von den Thermen konnte man durch Glasfenster das Treiben auf der Straße beobachten.

Gegenüber des Hadriantempels stehen die sogenannten Hanghäuser, die einst als private Wohnsitze der wohlhabenden Oberschicht fungierten. Sie wurden in einer mehrjährigen Grabungskampagne freigelegt. Während dieser wurden sehr gut erhaltene Fresken und Mosaikböden gefunden. Auch heute werden noch Restaurationsarbeiten durchgeführt. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle. Und noch dazu kann man sich hier meist in Ruhe umschauen, weil viele Reisegruppen die Hanghäuser auslassen. Auf dem Rundweg kann man hautnah miterleben, wie sich in der Antike die vermögenden Bürger ihre Anwesen einrichteten –das Vorhandensein von Fußbodenheizung, Thermalbad und fließendes Wasser vermitteln einen guten Eindruck von ihrem luxuriösen Lebensstil.

Der 160x58 m große Platz der oberen Agora war der politische Mittelpunkt der Stadt. Etwas nördlich davon stand das Prytaneion, ein Versammlungshaus, in dem das ewige Feuer der Stadt brannte, welches von Kureten (Priestern) und Vestalinnen (priesterliche Jungfrauen) gehütet wurde. Hier fand man die überlebensgroße Artemisstatue, die heute im Archäologischen Museum von Selçuk steht. Durch einen Bogengang erreicht man einen Bau, in dem sich vermutlich das Rathaus befand. Dieser wird „Odeion“ genannt. Seine Sitzreihen sind bestens erhalten. Auf 27 Rängen konnten ca. 1400 Zuschauer die Ratsversammlungen verfolgen. Zwischen Rathaus und Staatsagora stehen die Säulenstümpfe der 160 m langen Stierkopfhalle, die nach ihren eigenartigen Kapitellen (oberer Abschluss einer Säule) benannt wurde. Außerhalb des Grabungsgeländes befindet sich das Artemision oder vielmehr das, was heute noch davon übrig geblieben ist. Von den ehemals 127 Säulen des einst monumentalen Tempels ist heute leider nur noch eine einzige zu sehen.

Wissenswertes

  • Das Artemision, der riesige Artemistempel von Ephesos, zählte zu den Sieben Weltwundern. Da die Stadt als das Zentrum der Artemisverehrung galt, war Ephesos außerdem ein sehr wichtiges Wallfahrtsziel
  • In Ephesos blühte der Handel. Nicht von ungefähr zählte die Stadt zu den reichsten der Antike. Ihren Wohlstand verdankte sie vor allem ihrem Hafen. Als dieser allerdings versandete, ging auch die Stadt unter. Schließlich war der große Hafen das Tor zu den Schätzen Anatoliens und Persiens. Im 7. Jh. wurde sie aufgegeben, und die letzten Einwohner zogen sich auf den Zitadellenhügel von Selçuk zurück
  • Die Ruinen der einstigen Weltstadt liegen heute kilometerweit im Landesinnern und gehören zu den meistbesuchten der Türkei
  • Die baulichen Überreste von Ephesos stammen fast alle aus der Zeit des Römischen Imperiums. Nur die Stadtmauer, die vom Diadochenkönig Lysimachos um 296 v. Chr. erbaut wurde, stellt das Beispiel einer hellenistischen Befestigungsanlage dar
  • Ephesos war die reichste Stadt Kleinasiens und wurde auch als „Bank Asiens“ bezeichnet
  • Die schönsten Grabfunde aus Ephesos kann man – sofern sie nicht außer Landes gebracht wurden – im Archäologischen Museum von Selçuk bewundern
  • Maria, Mutter Jesu, soll am Ende ihres Lebens zusammen mit dem Apostel Johannes in Ephesos gelebt haben (37-45 n. Chr.). Jedes Jahr findet zu Mariä Himmelfahrt am 15. August eine Messe in der Kapelle statt. Die türkischen Muslime nennen Maria „Meryemana“, Mutter Maria. Das Marienhaus auf dem bewaldeten Ala Dag ist bis heute ein Pilgerziel, wo heute gläubige Christen den Sterbeort der Mutter Gottes verehren
  • Der Apostel Paulus kam 53 n. Chr. in die Stadt und konnte in Ephesos bald eine Gemeinde gründen. Der neue christliche Glaube verbreitete sich in der Stadt relativ schnell und verdrängte so die heidnische Artemisverehrung
  • Die Celsus-Bibliothek umfasste einst bis zu 12.000 Schriftrollen. Diese wurden in einer inneren Kammer mit konstanter Temperatur und Luftfeuchtigkeit aufbewahrt. Sie wurde 262 n. Chr. durch die Goten zerstört

Tipp

Während des Internationalen Izmir Festivals, das Mitte Juni bis Anfang Juli stattfindet, werden in Ephesos viele Events veranstaltet. Die Opern-, Ballett- und Musikaufführungen haben oberstes Niveau.

Fazit

Egal, ob mit oder ohne archäologische Vorkenntnisse, wer nach Ephesos kommt, ist begeistert und fasziniert zugleich. Es gibt vieles zu sehen und das meiste noch dazu in gutem Zustand. Die Stadt ist geradezu mit Geschichte durchtränkt und das sieht und spürt man auch.

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